Der Traumtänzer

1.Ralph Schicha Der Traumtänzer-N

Die Texte wurden von meinem Onkel Ralph Schicha geschrieben, der sie auf seiner LP „Der Traumtänzer“ vertonte.
Ich habe die einzelnen Geschichten illustriert.

Der Traumtänzer

Traumtänzer-N

1. Mit Fingern zeigen sie auf mich, wenn sie mich manchmal sehn,
und sagen, ich vertrödle meine teure Zeit –
ein Müßiggänger sei ich, keiner würde mich verstehn,
ein Träumer, der die Arbeit, alle Pflichten scheut;
denn meist liege ich im Gras und träum so einfach vor mich hin,
seh dem Spiel der Wolken und den Käfern zu,
denn in eurem Hasten, Hetzen seh ich wirklich keinen Sinn,
macht euer Spiel allein und lasst mir meine Ruh!

2. Vielleicht bin ich der letzte Weise auf der Welt,
ein Traumtänzer oder nur Fantast,
versucht´s doch auch mal, denn es kostet ja kein Geld,
oder habt ihr Angst, dass ihr was verpasst?

3. Wenn die Sonne brütend heiß auf den Dächern der Stadt liegt,
und jeder in der eignen Hölle schmort,
lieg ich am Ried, und eine kleine Elfe setzt sich her zu mir –
raunt mir ganz allerliebste Dinge leis ins Ohr;
und dann zwinkert sie mir zu, macht vor den Blumen einen Knicks,
und zwickt mich ganz beherzt in meine kleine Zeh,
rundherum ist alles nur verzaubert – ich sitz staunend da,
und verschwunden ist dann meine kleine Fee.

4. Vielleicht bin ich der letzte Weise auf der Welt,
ein Traumtänzer oder nur Fantast,
kein Tag ist gleich, denn bei mir ist stets was los,
und grad hockt vor mir ein Kobold auf ´nem Ast.

5. Doch der Wicht kommt nicht allein, er bringt die andern alle mit,
kleine Tierchen, Zwerge, Trolle stehn bereit;
und sie purzeln durcheinander, spielen gar neckisch miteinand´,
dass der Maulwurf sich verwirrt die Augen reibt.
Und wenn spät in der Nacht dann die Lichter ausgehn,
spaziere ich durch die fast menschenleere Stadt,
und man möchte es nicht glauben, ganz verwundert bleib ich stehn,
wie sich das Leben überall verändert hat.
Denn in den Läden an der Straße sind die Schaufensterpuppen
ganz plötzlich zum Leben erwacht.

6. Vielleicht bin ich der letzte Weise auf der Welt,
ein Traumtänzer oder nur Fantast,
ein kleiner Seitensprung ins Reich der Fantasie,
mit dem ihr euch doch sonst selten nur befasst.

7. Nun fragt ihr mich, wovon ich lebe, wie´s mir denn sonst geht,
mit Fantasie alleine sei nicht viel getan –
doch mir geht es nicht so schlecht, denn ich hab mir was ausgedacht,
wie man träumen und dabei doch leben kann:
Meine Träume schreib ich auf, und wird´s ein Lied oder Gedicht,
freu ich mich, wenn´s mir und euch dann gut gefällt;
und ihr seid mir dann oft dankbar, denn Träume, Zauber, Fantasie
braucht ihr mehr als manches and´re auf der Welt.

Hamster Balduin

4.Hamster-Balduin-N

Es war an einem Frühlingsabend,
als ein Hamster tanzen ging –
er hatte sich auch sehr feingemacht,
und vorher ging er natürlich zur Maiandacht;
durch´s hohe Gras bahnt er sich seinen Weg,
so schnell er konnte zur nächsten Diskothek:
Und wenn ein Hamster tanzen geht,
hat er gute Laune und pfeift ein Lied.

Und als der Hamster Balduin
So pfeifend durch´s Gelände ging,
traf er auch seine beiden besten Freunde –
den Käfer und den Schmetterling;
und dann beim Tanzsaal angelangt –
das Grillenorchester fing schon zu zirpen an,
sie spielten den Schlager der Saison:
Ach, tanz mit mir durch den roten Mohn.

Die Diskothek war fast zum Platzen voll,
und Balduin trank nur Alkohol –
es waren auch alle seine Freunde da,
und ein Häschen spielte Mundharmonika –
und als das Fest auf dem Höhepunkt war,
da sah er sie in einer Verehrerschar,
und wie verzaubert blieb er stehn –
so ein süßes Hamsterweibchen hatte er noch nie gesehn:
So schnell er konnte, eilte Balduin
zu seiner neuen Liebe hin.

Die andren Verehrer drängt er einfach weg –
Für sie hat es nun nicht mehr den geringsten Zweck,
verliebt blickt er in ihre Hamsteraugen –
da zwinkert´ sie ihm zu – jetzt musst´ er alles wagen:
Kaum nahm er ihre Hand, da sagte er schon,
ach, tanz mit mir durch den roten Mohn –
sie sagte nicht nein, und sie ging mit ihm,
und er flüstert´ verschämt: Ich heiße Balduin…

Und als der Tanz zu Ende war –
die Nacht war so geheinmnisvoll und sternenklar,
da fragte er sie – sie war ja so schön:
Ach, willst du nicht mit mir nach Hause gehn?!
Sie schaute ihn an und lächelte lieb
und sagte: Du kleiner Bösewicht!
Doch sie waren ja noch jung, und er gefiel ihr auch,
drum sagte sie dann: Ei, warum denn nicht?!

So ging der Hamster Balduin
Mit dem Hamsterweibchen zu seinem Häuschen hin,
und weil er seinen Arm nicht um sie legen konnte –
Hamsterärmchen sind dazu nicht lang genug –
so hielten sie sich fest an ihren kurzen Händchen,
als es vom Walde her Mitternacht schlug:
Der Hamster und die Hamsterin
wandelten so verliebt zum Monde hin,
und das war sie auch schon:
Die kleine Geschichte vom Hamster Balduin…

Vom Entlein und vom Fisch

Hamster Balduin
Es war an einem Frühlingsabend,
als ein Hamster tanzen ging –
er hatte sich auch sehr feingemacht,
und vorher ging er natürlich zur Maiandacht;
durch´s hohe Gras bahnt er sich seinen Weg,
so schnell er konnte zur nächsten Diskothek:
Und wenn ein Hamster tanzen geht,
hat er gute Laune und pfeift ein Lied.

Und als der Hamster Balduin
So pfeifend durch´s Gelände ging,
traf er auch seine beiden besten Freunde –
den Käfer und den Schmetterling;
und dann beim Tanzsaal angelangt –
das Grillenorchester fing schon zu zirpen an,
sie spielten den Schlager der Saison:
Ach, tanz mit mir durch den roten Mohn.

Die Diskothek war fast zum Platzen voll,
und Balduin trank nur Alkohol –
es waren auch alle seine Freunde da,
und ein Häschen spielte Mundharmonika –
und als das Fest auf dem Höhepunkt war,
da sah er sie in einer Verehrerschar,
und wie verzaubert blieb er stehn –
so ein süßes Hamsterweibchen hatte er noch nie gesehn:
So schnell er konnte, eilte Balduin
zu seiner neuen Liebe hin.

Die andren Verehrer drängt er einfach weg –
Für sie hat es nun nicht mehr den geringsten Zweck,
verliebt blickt er in ihre Hamsteraugen –
da zwinkert´ sie ihm zu – jetzt musst´ er alles wagen:
Kaum nahm er ihre Hand, da sagte er schon,
ach, tanz mit mir durch den roten Mohn –
sie sagte nicht nein, und sie ging mit ihm,
und er flüstert´ verschämt: Ich heiße Balduin…

Und als der Tanz zu Ende war –
die Nacht war so geheinmnisvoll und sternenklar,
da fragte er sie – sie war ja so schön:
Ach, willst du nicht mit mir nach Hause gehn?!
Sie schaute ihn an und lächelte lieb
und sagte: Du kleiner Bösewicht!
Doch sie waren ja noch jung, und er gefiel ihr auch,
drum sagte sie dann: Ei, warum denn nicht?!

So ging der Hamster Balduin
Mit dem Hamsterweibchen zu seinem Häuschen hin,
und weil er seinen Arm nicht um sie legen konnte –
Hamsterärmchen sind dazu nicht lang genug –
so hielten sie sich fest an ihren kurzen Händchen,
als es vom Walde her Mitternacht schlug:
Der Hamster und die Hamsterin
wandelten so verliebt zum Monde hin,
und das war sie auch schon:
Die kleine Geschichte vom Hamster Balduin…

Vom Entlein und vom Fisch

5Entlein-Fisch-N

Eine Fabel über einen Gartenzwerg

7Zwerg-N
Refrain:
Ich bin ein kleiner Gartenzwerg
und stehe schon seit Jahren
ganz unverrückt auf meinem Platz,
wie auf dem Thron die Zaren.

Im Garten steht ein Bungalow,
davor ein großer Wagen –
dort wohnt schon lang ein feiner Herr,
der mich kaufte, ohne zu fragen.

Und wenn er eine Party gibt,
dann werd ich hergezeigt,
doch keiner kümmert sich um mich,
wenn´s regnet oder schneit –
auch holt mich keiner rein ins Haus,
wenn sie kommt – die Dunkelheit!

Refrain:
Ich bin ein kleiner Gartenzwerg
und mach nicht länger mit –
heut abend wird das Haus gestürmt,
wenn keiner etwas sieht.

Der Abend kommt – es ist soweit –
ich wag den ersten Schritt,
das Reh aus Gips, das unterm Baum,
das macht jetzt auch noch mit.

Im Hause wird erst Licht gemacht –
befreit atme ich nun auf,
zum ersten Mal seit langer Zeit,
den Dingen lass ich ihren Lauf.

Refrain:
Ich bin ein kleiner Gartenzwerg,
doch größer als ihr glaubt,
und fragt mich jetzt nur eines nicht:
Wer hat dir das erlaubt?

Ich springe auf den Küchentisch –
Geschirr fliegt durch den Saal,
das Reh wirft alle Möbel um
und lacht wie ein Schakal.

Im Käfig hockt ein Papagei,
der muss auch mitmarschiern,
der ist zwar schon domestiziert –
will er nicht, kann er draußen friern.

Ihm hat sein Herrchen beigebracht,
stets einen Satz zu sagen:
Mir geht es gut, hab frohen Mut
und werd auch nicht verzagen.

Refrain:
Ich bin ein kleiner Gartenzwerg
Und hab noch soviel vor,
doch plötzlich ist der Morgen da –
der Herr steht vor dem Tor.

Ganz wütend bringt er uns hinaus,
wo wir hingehören –
jetzt waren wir noch viel zu schwach,
doch wenn wir stärker wären!

Dem Reh zwink´re ich ermunternd zu –
wir probieren´s schon noch einmal,
und dann, das versprech ich euch:
Für den Hausherrn wird´s fatal!

Refrain:
Ich bin ein kleiner Gartenzwerg
und werd mich solidarisieren
mit den Gartenbzwergen der Nachbarschaft
und andren muntren Tieren;
denn eines frag ich mich und euch:
Haben wir was zu verlieren?!

Urwaldserenade

8Urwaldserenade-N

Der Urwald geht zur Ruhe,
der Tag ist nun schon längst vorbei –
und der Waschbär sitzt am Flusse,
singt für den Jüngsten sein Bären-Lullaby:
Sieh nur, auf dem Baume wacht
des Abends der alte Kakadu,
er freut sich an dem tollen Treiben,
denkt sich nichts dabei,
sondern will nur seine Ruh.

Refrain:
Doch mich ziehts´s jetzt wie die andern
in die Bar „Zum Krokodil“,
dorthin, wo man sich jetzt trifft,
wohin gerade jeder will.
Zebras tanzen die Revue,
das Nilpferd sitzt am Klavier –
manche trinken Kokosmilch,
andre aber kühles Bier.

Moskitos surren am Ufer
und stechen den Löwen im Schlaf,
dieser träumt grad vom Leben im Zirkus,
als ihn der Stachel der kecken Mücke traf.

Refrain:
Und drum geht er wie die andern
in die Bar „Zum Krokodil“,
dorthin, wo man sich jetzt trifft,
wohin gerade jeder will.
Heut abend wird gebauchtanzt –
Schlangen wiegen sich im Takt;
der Elefant versucht es auch mal,
doch wird da nur ausgelacht.

Von der Steppe weht der Wind her,
ein Käuzchen schreit schaurig wie gewohnt –
und Flamingos kichern am Wasser,
eine Schildkröte tanzt im fahlen Licht des Monds.

Refrain:
Doch dann gehn sie wie die andern
in die Bar „Zum Krokodil“,
dorthin, wo man sich jetzt trifft,
wohin gerade jeder will.
Und betrunken jeden Abend
randaliert der Kolibri,
und dann gröhlt er immer mit
bei seiner Lieblingsmelodie.

Solange noch das Gras wächst
und irgendwo die Winde wehn,
solange noch der Himmel blau ist
und in der Wüste noch wilde Büffel ziehn…

Refrain:
…geht man im Urwald des Abends
in die Bar „Zum Krokodil“,
dorthin, wo man sich jetzt trifft,
wohin gerade jeder will.
Heute kam auch der Papagei,
er krächzt nur Kukuruku,
und man tanzt jetzt wieder Tango,
und der Tiger brüllt dazu.

Wo im Rausch der Kolibri sogar Tarzan angreift,
während dieser seine Gagen vom Fernsehn versäuft –
denn die große Zeit beim Film ist nun für immer vorbei,
ihm bleibt nur noch der Suff und eine kleine Träumerei.

Das Märchen vom Schneewittchen und dem kleinen Šmudlinka

9Schneewittchen-N

Nur eine kleine Geschichte

10Kleine Geschichte-N

Vom Seepferdchen und Maikäfer

11Seepferdchen-Maikaefer-N

Der kleine Riese

12Der-kleine-Riese-N

Er lag an einem Abhang, tief im hohen Gras,
behaglich blinzelnd schaute er ganz einfach in die Luft,
es war ein kleiner Riese, der mit sich und aller Welt zufrieden war –
sein Reich erfüllte erster Frühlingsduft.

Er liebte seine Blumen, alle Tiere im Tal,
die voll Vertrauen mit ihm spielten, sobald sie ihn gesehn –
den Wind, der ihm stets Neues brachte aus einem andren Land,
ihm Sagen fremder Völker gerne zu berichten schien.

Refrain:
Doch kleine Riesen sind wie kleine Riesen eben sind,
unbeholfen und ein wenig schwer in der Gestalt –
obwohl noch nicht sehr groß, zerstören sie schon mancherlei
und trampeln gemächlich über Wiesen, durch den Wald.

So kam es schon mal vor, dass er den Sträuchern, manchem Tier,
zu nahe kam, sie leicht verletzte – zu spät sie vor sich sah,
denn einmal eines Morgens stellte er mit Schrecken fest,
dass er auf einen Käfer zu fest getreten war.

Doch behutsam hob er dann den kleinen Kerl vom Boden auf,
der leicht zerknautscht und vorwurfsvoll ihm in die Augen blickte –
des Käfers Glieder, die lädiert, zum Teil stark verrutscht waren,
hat´ der kleine Riese kurzerhand zurecht gerückt.

Refrain:
Doch kleine Riesen sind wie kleine Riesen eben sind,
unbeholfen und ein wenig schwer in der Gestalt –
doch begangnen Schaden machen sie stets freundlich wieder gut,
sind ungestüm, doch kennen weder Feindschaft noch Gewalt,
nur wenn er sich so ansah, fragte er sich insgeheim,
bin ich nur jung und werde größer, oder bin ich einfach klein?!

Der kleine Riese wurde groß – bald war nichts mehr zu sehn
von Freundschaft mit der Umwelt und Bescheidenheit,
von andren Riesen hörte er, von ihrer Lebensart,
festen Burgen, reichen Schätzen, Handel und Geschäftigkeit.

Um ihnen ja nicht nachzustehn, ging er nun auf die Jagd,
nahm die Felle seiner Tiere, tauschte Schätze dafür ein,
er rodete den Wald und legte breite Straßen an,
baute Schlösser und schlug Wege durch schweres Felsgestein.

Refrain:
Doch große Riesen sind wie große Riesen eben sind,
unbeholfen und ein wenig schwer in der Gestalt –
doch blindlings, ohne Rücksicht stampfen sie stets durch ihr Reich,
zerstören alles Leben mit roher und sinnloser Gewalt.

Im Alter sah der Riese auf sein Lebenswerk zurück –
der Handel blühte, Straßen, Burgen lagen dicht gestreut,
doch kein Tier war mehr zu sehn, die Blumen welk und verdorrt,
und schon längst hatte der Riese seine Taten sehr bereut.

Kuzentschlossen riss er alles ein, was er sich einst gebaut,
verzichtete auf Reichtum, trieb die Händler aus seiner Welt,
er nahm sich nur noch, was ihm wirklich notwendig erschien
und ging behutsam, ohne Eile, durch Wiesen, Wald und Feld.
Refrain:
Denn alte Riesen sind wie alte Riesen eben sind,
erfahren und voll Einsicht in ihr Wesen, ihres Lebens Sinn,
erkennen sie doch endlich, wo sie wirklich hingehörn,
bereuen ihre Fehler und versuchen einen neuen Beginn –
doch ob alles nun zurückkehrt, was sie früher so geliebt,
weiß ich nicht, weiß nur, dass es heute noch wenig weise Riesen gibt …

Hugo der Mäuserich

13Hugo-N